NOACHS KASTEN
VI
Letztlich scheint Herr Noach Tauben
doch noch etwas mehr zu glauben.
Nach dem Raben schickt er eine
gleichfalls von der Wäscheleine.
Sie verflattert sich und gurrt,
kaum zurück: daß keine Furt
irgendwo und irgendwie
gangbar ist für Mensch und Vieh.
Also heißt es wieder: Hoffen!
Noach hält sich innen offen:
„Gott wird wissen, was er tut.
Wenn es dauert, ist es gut!“
Und es dauert. Noach startet
eine Taube, die drauf wartet.
Was sie mitbringt, stößt bei allen
auf das schönste Wohlgefallen:
Eines Ölzweigs großes Blatt
grünt, daß jeder Hoffnung hat.
Noach segnet, hebt die Hände:
„Unsre Welt geht nicht zuende.
Gottes ungehemmtes Grollen
will, daß wir uns bessern wollen,
schon der kleinste Schritt nach vorn,
den wir gehn, schwächt Gottes Zorn.“
NOACHS KASTEN
VII
Gottes Zorn hat nachgelassen,
und die vielen Wassermassen
sind auf einmal wie verschwunden
samt der vielen bösen Kunden.
Auf dem Berge Ararat
drückt sich Noachs Kasten platt.
Paarweis kommen alle Tiere,
Noachs Söhne und auch ihre
Frauen aus dem Schwimmgehäuse,
Ratten, Katzen, weiße Mäuse –
alle freuen sich, daß man
wieder frei spazieren kann.
Die Kamele und Giraffen,
Pinguine, Störche, Affen,
Känguruhs und Elefanten
sind des Menschen Anverwandten,
und wie er sind sie gebaut:
feingenervt in dicker Haut.
(Ständig bleibt zu überlegen,
ob es unsrer Nahrung wegen
wirklich nottut, Tier zu töten
und in Därmen zu verlöten.
Ohne Wurst gibt’s nämlich auch
Nahrhaftes für jeden Bauch.)