CHOPINIADE
IX
Statt Meinermutter… Riesenkater…
Raubkatzenhaft krallt sich ihr Sein,
Das längst verging, in meines ein.
Postum erinnre, streichle ich den Vater,
Der keinem etwas antat. Gläubig trat er
Der SPD bei. Allzu wenig Schwein
Gehabt, gewesen, ging er, klein-
Vereinigt, vor dem neuen Staat her:
In roten Transparenten, die er weiß bemalte,
Ohne daß jemals jemand ihn dafür bezahlte.
Als er in Steuerschulden kam
Und ihn ein Unternehmer clever übernahm,
Versäumte ich, den Vorgang zu begreifen.
Ich schämte mich des Vaters. Statt mich zu versteifen.
21. Oktober 1988
CHOPINIADE
X
Ich schämte mich des Vaters. Statt mich zu versteifen
Und irgendwie, was ich war, zu verstehn
Und hinzunehmen, krallten meine Zehen
Sich lotrecht wandhoch. Kein Begreifen
War da in mir. Erfühlen, -jagen, Schliff und Schleifen –
Verflochten in mein Fluchen, Flehn,
Verstand ich’s, wider die und den
Mich unangreifbar säubernd einzuseifen…
Geschlechtlos hier. Wie da: im Triebe
Meines Geschlechtes hingerissen…
Nichts als gewaltsam mir: die Liebe!
Nichts als gewaltlos mir: Gewissen!
Polare Rigorositäten,
Als ich begann, mich auszujäten.
2. Februar 1989