MUTMASSUNGEN ÜBER JOSEPH
DANIEL
Daniel-Beltschazar, Traumdeuter, Seher, Fürst, Kronprinz am Hof bereits dritten Königs, den er auch noch überleben wird, verdankt seinen Aufstieg nichtschmeichelnder Rede. Das ist so unglaublich nicht, wenn man die berufsbedingte Einsamkeit der Despoten bedenkt. Wer in ihrer nächsten Umgebung hat schon die Stirn, ihnen die konspirativen Mauerinschriften ohne viel Deutelei zu deuten? Wer be-greift sie in ihren geheimen Ängsten, die in aller Öffentlichkeit über sie herfallen? Wer flüstert dem jeweils Ewigen, wenn es denn sein muß, sein baldiges Ende? Daniel tut’s. Guten Muts. Bricht dem Nachfolger ideologisch Bahn. Der, Darius geheißen, vergißt es ihm nicht. Zerfleischt sich fast selbst, als er Daniel zerfleischen lassen muß. Geht hungrig und ohne Gespielin zu Bett. Trägt zuvor Sorge, daß allenfalls Löwen, nicht aber Menschen Daniel zerreißen. Das ist – neben Daniels Ruhe in Gott – der Schlüssel zu Daniels Rettung: mit Löwen läßt sich leben. Ihr Instinkt für das Ungenießbare und Faule an einer Geschichte wird Darius zum Gottesbeweis.
MUTMASSUNGEN ÜBER JOSEPH
BEGRIFFENER BEGRIFF
F wie Furcht
i wie irren
n wie nichts
s wie Schwärze
t wie trauern
e wie elend
r wie ratlos
e wie Ende
s wie sinken
T wie Tod
a wie Auferstehung
l wie leben